Grula008 – Mit Svenja Über Ihre Arbeit Als Blinde Softwareentwicklerin

2021, Chris

Die interessantesten Podcastgäste finde ich meistens ganz zufällig. Auch bei Svenja war das so. Svenja wurde mir eines Tages einfach in meine Twitter Timeline gespült. In ihrer Bio schreibt sie, dass sie blinde Softwareentwicklerin ist. Ich fand das so faszinierend, dass ich Svenja gleich einladen musste. Sie hat glücklicherweise sofort zugesagt. Und noch ein kleiner Disclaimer vorab: Svenja legt wert darauf, dass alles was sie in dem Gespräch erzählt hat, nur ihre persönliche Meinung wiederspiegelt. Andere Blinde sehen manche Dinge möglicherweise anders. Svenja spricht also ausdrücklich nicht für eine blinde Community, sondern erzählt von ihren Erfahrungen, Perspektiven und Ideen. Okay, jetzt wünsch ich euch aber ganz viel Spaß bei der Folge und sage herzlich willkommen Svenja! SHOWNOTES Svenjas Blog – Marburg – Svenjas erste Schritte in die IT – Homepage24 und andere Gruselgeschichten – HTML – PHP – Ausbildung zur Fachinformatikerin für Anwendungsentwicklung – Duale Ausbildung – Svenjas Abschlussprojekt – MVC – Model View Controller – Bugs – gute Entwicklerinnnen – Junior sein – Objekte konzipieren – Unitopia – C – VSCode – Extensions – WCAG – BITV – Barrierefreiheit – Hessischer Rundfunk – Swift – Lernen in Zügen – React – Typescript – Jira – blind programmieren – viele Tabs – Multitasking – Psychologie – NVDA – eSpeak – JAWS – Windows Sprachausgabe – STRG + Windows + ENTER – Links – Tags – Labels – interessanter Code – Einrückungen – Python – Braillezeile – Inklusion – Vorbehalte – Gleichbehandlung – Diversity – Außendarstellung vs. Realität – Behinderungen – Vollblind – Maus vs. Tastatur – Orientierungssinn – Ansagen an Bahnhöfen – Leipzig – Intensivpflegegesetz – Jens Spahn – Krankenkassen – Bildbeschreibungen

Transcript

[0:00] Interessantesten Podcastgäste finde ich meistens ganz zufällig. Auch bei Svenja war das so.
Svenja wurde mir eines Tages einfach in meine Twitter-Timeline gespürt,
in ihrer Bio schreibt sie, dass sie eine blinde Softwareentwicklerin ist. Und ich fand das so faszinierend, dass sich Svenja direkt mal einladen musste. Hier aber noch ein kleiner Disclaimer vorab.
Legt Wert darauf, dass alles, was ihnen im Gespräch erzählt hat, nur ihre persönliche Meinung widerspiegelt,
andere Blinde sehen manche Dinge möglicherweise anders. Es werden ja spricht also ausdrücklich nicht für eine blinde Community sondern erzählt von ihren Erfahrungen Perspektiven und Ideen.

[0:41] Okay, jetzt wünsche ich euch aber ganz viel Spaß bei der Folge und sage herzlich willkommen Svenja. Hi. Ja, wie ist die Lage in Marburg? Ja, ganz gut. Du bist gerade auch entspannt und hast Urlaub, ne?
Ja, ich habe noch eine Woche Urlaub, genau.
Sehr schön, herzlichen Glückwunsch. Ähm dann erstmal vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, äh deinen wertvollen Urlaub äh in diesem Podcast zu verbringen. Ähm
Wie gesagt, ich habe deine Bio gelesen und fand das gleich super spannend. Ähm weil ich davon, ehrlich gesagt, noch nie gehört habe, dass jemand der blind ist, auch sich für so einen Weg wie das Programmieren entscheidet. Ähm wann war denn für dich klar,
dass du Lust hast, programmieren zu lernen und programmiererin zu werden,
Ja, das war ziemlich witzig. Also als ich äh zweitausenddrei äh meinen ersten Laptop bekommen habe für die Schule.
Habe ich mich so blöd angestellt, wer das noch mitbekommen hat, wird sich das kaum vorstellen können, dass ich jetzt Programmiererin bin.

[1:43] Und ähm zweitausendsieben fing das dann so langsam an, dass ich dann ähm eine eigene Internetseite haben wollte. Habe dann ja,
gab's ja damals diese komischen ähm Baukastensysteme wie Euler und äh Homepage vierundzwanzig DE und damit habe ich angefangen,
habe dann aber natürlich, wie jeder, der qualitativ hochwertiges äh
machen will, festgestellt, das ist so scheiße, der ganze Mist. Ich will wissen, wie das richtig geht. Und damals gab es noch diesen wunderschönen HTML-Editor,
äh passenderweise eine schöne Hilfe an Bord, von in der äh Internats WG hatte ich kein Internet.
Und damit habe ich mir HTML beigebracht mit siebzehn.

[2:33] Und natürlich jetzt alle, alle Programmierer gleich meckern werden Öl, HT-Müll, ist ja gar keine Sprache. Ja, ich weiß, ich weiß. Wollte dann PHP lernen,
Ich weiß, wird auch verhasst von vielen, ich weiß bis heute nicht so richtig warum, aber sei es drum. Ähm,
Das habe ich wiederum nicht verstanden und habe dann gemerkt, okay ähm.
Weiß ja nicht, hab's dann erstmal, ja, weil ich dann mit der Schule auch viel zu tun hatte, liegen lassen. Ja. Bis dann.
Frage aufkam, ja was mache ich denn jetzt eigentlich nach der Schule? Und dann habe ich mich daran erinnert und habe gedacht, Mensch, es wäre doch cool,
wenn ich sowas machen könnte und dann habe ich die Ausbildung zur Fachinformatikerin für Anwendungsentwicklung zweitausendzwölf angefangen.

[3:22] Sehr schön und wie muss man sich so eine Ausbildung vorstellen?
Ja, das war halt eine duale Ausbildung mit ähm Berufsschule und Ausbildungsbetrieb, was in dem Fall eine Übungsfirma war, weil der Ausbildungsbetrieb ja an die an die Schule angegliedert war, also hatte man quasi dann.
Drei Tage die Woche Betrieb und zwei Tage über die Woche Schule.

[3:46] Da hat man dann eben die Grundlagen gelernt und äh Wirtschaft und all solche Geschichten, die man, ja,
man halt dann für die IHK-Prüfung so gebraucht hat. Und musste dann im im dritten Lehrjahr ein Abschlussprojekt bauen, was dann prüfungsrelevant war. Was war das für ein Projekt bei dir?
Bei mir war das ein Klassenbuch, das habe ich in PHP damals geschrieben mit.
Sogenannten MVC-Modell, also Model Control, was ähm,
damals so am, ja, was heißt, also zweitausendfünfzehn hatte ich das erste Mal davon gehört und das war ja dann so mein Abschluss, ja. Der Ausbilder selber konnte es mir auch nicht so richtig beibringen, also war ich irgendwie so ein bisschen auf mich gestellt und habe dann dementsprechend äh.
Ja, mehr oder weniger gut abgeliefert, aber ja, ich hatte zum Glück einen Kollegen, der sich damit besser auskannte als ich und konnte mir da ein bisschen helfen. Sonst hätte ich die Prüfung wahrscheinlich nicht geschafft.

[4:45] Und das äh Klassenbuch war sozusagen dann wie so eine Art Klassenverwaltung oder wie muss man sich das vorstellen? Ja, das war dann so eine ähm da konnten die Ausbilder dann eintragen wann sie welche äh welchen welches Lehrjahr praktisch dann,
Hatten, in welcher Stunde, was sie dann da gemacht haben, mit dir was auf vormittags oder nachmittags und wer, wann im Betrieb war und als solche Geschichten wurden da halt verwaltet.
Und es wurde halt nicht wirklich fertig, weil ähm ja, dadurch, dass dann, dass ich dann richtig fiesen Back drin hatte, den ich bis zur,
äh Präsentation auch nicht gelöst bekommen habe. Ich hatte nämlich doppelte Einträge in der also doppelte Ausgabe in der Datenbank und keiner konnte mir sagen, woran es lag,
Okay, ja. Das hat mich natürlich auch äh keine Ahnung bis heute. Okay, ich habe Sven,
gelegt, nachdem mir dann auch gesagt worden ist in der Prüfung, ja du hast auch nicht auf Sicherheit geachtet, ja, das habe ich tatsächlich nicht, weil ich einfach nur wollte, dass es funktioniert. Ja, Schande über mich. Ja, bei einer Klassenverwaltung,
kann man das schon vertreten,
Du hast, du hast gesagt, dass dass du also gewissermaßen, dass du gar nicht so ein Naturtalent warst mit Computern und solche Geschichten. Würdest du sagen, du bist jetzt eine gute Entwicklerin, kannst du irgendwie sagen, was für dich eine gute Entwicklerin ausmacht?

[6:05] Also das ist eine gute Entwicklerin, würde ich nicht mal sagen, weil ich halt noch sehr juniorisch unterwegs bin und bei sehr vielen doch noch Hilfe brauche. Eine gute Junior. Na ja, gut wäre es für mich, wenn,
ich in der Lage wäre,
Problemstellungen ähm eine Lösung parat zu haben, wie man's angehen könnte und das ist so ein Ding, das hatte ich in der Ausbildung schon nicht. Und es wurde ja immer wieder dann also dann, als wir dann im Programmierunterricht auch dann,
geübt haben, wurde dann ja auch immer gesagt, ja ihr habt jetzt die und die Aufgabe, wie würdet ihr das angehen? Und das äh finde ich ganz schlecht drin,
Das heißt, die Sache erstmal so theoretisch zu durchdringen, bevor man's dann eigentlich als Code schreibt. Das kann okay. Also ich schreibe immer drauf los
Das ist so meine. Ja, ich auch. Ich bin auch nur Hobby-Programmierer, von daher bei mir ist das nicht so dramatisch.
Ja, zumal das Gute bei mir ist halt eben, ich komme ja immer auf Projekte, die schon da sind. Tue ich also nichts aufbauen muss. Und das erleichtert es mir ungemein.

[7:12] Aber reizt sich das? Eigene Projekte so von Anfang an aufzuziehen?
Teilweise schon, ich habe letztes Jahr bei einem Online-Spiel, da also als ich noch arbeitslos war,
habe ich bei einem Online-Spiel, was ich äh schon seit Jahren spiele, ähm mal nachgefragt, hier Leute könnt ihr da vielleicht noch wen gebrauchen, der da mitprogrammiert? Ich hätte den,
muss dann bestimmtes Know-how haben, damit man da überhaupt äh zugelassen wird, sage ich mal. Das ist ein bisschen also du kommst da nicht einfach so rein und ähm die haben gesagt, ja äh,
können wir machen. Und äh da habe ich dann, da musste ich dann tatsächlich in diesem Spiel äh ein neues.

[7:52] In der Projekt kann man das nicht nennen, ja gegen das auch falsch halt eine,
einen neuen Seitenarm vielleicht. Na, nicht, also ein neues, ich sage mal, Objekt im äh in einer Gegend.
Und ähm dementsprechend ein Konzept schreiben und äh als sowas. Und habe die dann auch gefragt, ja wie wäre denn das jetzt, wie könnte ich das denn in meinem Lebenslauf, weil ich da ja noch arbeitslos war und da ist mir dann auch gesagt worden, wenn du das.
Projekt, also das sogenannte Gesellenstück, hieß es da, wenn du das wenn das abgenommen ist, schreibe ich dir was für einen Lebenslauf, es war dann nicht mehr nötig, weil ich dann schon einen Job hatte, aber.
Es war halt wirklich gut, um meine Kenntnisse zu vertiefen, um wieder reinzukommen, nachdem ich vier Jahre lang eher barrierefreiheit getestet habe.

[8:44] Ah. Ähm war's einfach auch dadurch, dass die ganzen Firmen mich halt eben wegen der wenigen Erfahrungen nicht haben wollten.
Oh Gott, das klingt jetzt alles so negativ, was ich dir sage. Ach Quatsch, das das klingt äh
einfach ganz realistisch, wie wie's eben so läuft. Ja, auf jeden Fall ähm hat mir das mega geholfen, mich komplett abzustürzen und auch dann wirklich wieder reinzukommen und äh.
Ich hab's dann ja auch geschafft und die ersten Spiele haben auch schon Feedback gegeben, also das war schon echt super.

[9:15] Und welches Spiel ist das? Kann man kann man jetzt deinen Teil irgendwo spielen, wenn man möchte? Ja, mein Teil findet man aber nicht so leicht,
Also das Spiel ah. Heißt Unitopia. Aha. Ähm das ist ein sogenanntes Multi-User-Dunge,
Das bedeutet ja, ich gucke mir gerade die Beta an.
Gibt's Bilder, OK. Ähm. Sieht nach Herr der Ringe und Matrix aus. Es ist ein äh.
Ein, na wie sagt man, ein ein textbasiertes, also.
Komplett äh das spielt man äh also es gibt ein Web-Kleid, aber man spielt das in einem,
also ähm da kann man das eintragen, das läuft die Bartel nicht. Ich weiß, äh ist äh sehr alt, das gibt's seit neunzehnhundertzweiundneunzig das Spiel. Ach, mein Geburtsjahr, sehr schön. Okay
Ich bin klein ticken älter. Bei mir war's einundneunzig. Auf jeden Fall ähm.

[10:20] Ja, jetzt werden wahrscheinlich alle Rätsel, wie denn mein Charakter heißt, aber das werde ich nicht sagen, weil ähm mein. Gut.
Ähm. Dann lassen wir das mal so gelten. Genau. Auf jeden Fall.
Ja. Und konntest du in dem Spiel dann auch sozusagen deine alten PHP-Kenntnisse mitnehmen oder gibt's jetzt für dich eine andere Programmiersprache, die dir Freude bereitet? Äh nichts,
nicht direkt, weil ähm also die äh die Basics sind ja immer gleich.
Ja. So why, so schleifen, was weiß ich, was es da nicht alles gibt. Die ganzen Konstrukte, die sind ja überall gleich.
Mehr oder weniger. Von daher war es schon ähm so mein allgemeines Wissen konnte ich mitnehmen.

[11:10] Und ich habe dann festgestellt, okay äh.
Nicht alles in zäh ist furchtbar. Ach was, okay. Okay. Ja, es ist äh.
Auf jeden Fall habe ich da auch so ein bisschen ähm rumprobiert, weil äh WS Code wird ja total gehypt,
Mhm. Und ich habe dann ähm mit äh festgestellt, dass es für die Programmiersprache, die halt eben in diesem Matt verwendet wird, eine Extension gibt für Code und da habe ich das ausprobiert. Das war mir aber zu, also es hat sich zu sehr nach einer Webseite angefühlt.

[11:47] Ah okay. Und deswegen ähm habe ich dann gesagt, ja ich nehm's erstmal nicht.
Aber ich würde dem noch mal eine Chance geben, weil es soll mittlerweile doch wesentlich angenehmer sein für Blinde. Okay.
Ah, das muss ich mir dann noch mal, wenn ich da mal Bock drauf habe. Vielleicht werde ich's für die Arbeit brauchen. Mal schauen. Ja.
Du hast äh gerade erwähnt, dass du lange Zeit ähm Barrierefreiheit getestet hast, ähm anstatt als Programmiererin zu arbeiten
wie wie kann man sich da den Alltag vorstellen? Also kommen dann Unternehmen auf dich zu und sagen guck dir bitte mal unser Produkt an und sag ob das,
bedienbar ist? Oder worum geht's da?
Ja ähm so in etwa. Also es gibt natürlich ähm Richtlinien und ähm Checklisten, die man dann abarbeitet und also die von der ähm.
Vom W3C gibt's ja Richtlinien, das ist dann die, das sind dann die äh,
WCAG, also die Webcontent Excessability Guide Lines. Yeah, ich habe sehr schön. An die man sich da halten muss.

[13:05] Beziehungsweise ähm wenn man in Deutschland äh also dann dann gibt's halt die die Bit V das ist halt die deutsche Fassung davon, wobei ich eher sagen würde, haltet euch an die WCAG, weil ähm die.
Mehr auch die gibt's glaube ich jetzt mittlerweile als zwei zwei, wenn ich das jetzt richtig in Erinnerung habe. Mhm. Ähm,
und dann wird das halt eben, also ich habe das immer so gemacht, es gibt ja diese Prüfungen, die man dann machen kann, eben ähm Bitv oder WCAG äh,
Prüfberichte richtig schreibt, ähm wo man dann eben reinschreibt,
und der Prüfschritt ist nicht erfüllt was sollte man tun, damit dieser erfüllt werden kann und bei mir lief das aber damals so ab, dass ähm ich halt,
äh oder würde es auch heute, wenn ich jetzt äh bei der,
aktuellen Firma, wo ich jetzt arbeite und hoffentlich noch sehr lange bleibe. Ähm sowas aufn Tisch kriegen würde, wären es eher ähm Testfälle, dass ich dann gesagt bekomme, hier,
das und das muss ein Blinder auf mit der Seite machen können, funktioniert das. Wenn nein, warum nicht? Und dann schreibe ich halt eben sozusagen auch einen Testbericht. Nur halt eben nicht ganz so.

[14:24] Bürokratisiert oder wie man das nennen will. Ja. Sondern eher so auf ein aus Anwendersicht. Und sagt dann halt eben ja das und das funktioniert nicht, weil.
Ähm und äh wie könnt ihr das jetzt beheben? Und wenn die dann Fragen dazu haben, können sie mich jederzeit dann ansprechen,
und das war dann das lief dann eben beim hessischen Rundfunk damals, das waren dann vier Jahre. Ja
Und äh ich habe auch immer wieder mit mit ganzen Zäunen gewunken, dass ich da auch mehr in die Entwicklung rein möchte, wurde aber ja, es wurde immer nur so, ja, mal gucken, wie das ja bei,
so großen Dingern häufig ist und letzten Endes, ich habe dann so eine halbherzige Einführung in Swift gekriegt.

[15:14] Hinterher hieß es dann vom Kollegen, ja, aber das anwenden musste jetzt privat und da muss man sich mal vorstellen, ich musste jeden Tag ähm zur Arbeit pendeln, ähm über zwei Stunden, eine Strecke.
Wie soll ich da noch äh programmieren lernen,
Also ja und dann hieß es, ich soll's im Zug machen, ja, die Züge sind aber meistens überfüllt und da verstehst du dein eigenes Wort nicht mehr, also zumindest, wenn ich gefahren bin
hast du das Gefühl gehabt, dass die dir so ein bisschen absichtlich so eine sehr, sehr schwer lösbare Aufgabe gegeben haben, weil denen das vielleicht zu kompliziert war, tatsächlich jemanden
blindes in so ein Team mit aufzunehmen oder.
Wäre das zu viel unterstellt. Das klingt jetzt aufs erste Hören für mich so ein bisschen so. Nein, das glaube ich nicht. Also es ist,
kollegial, ziemlich viel schiefgelaufen mit der Zeit, aber das möchte ich niemandem unterstellen, weil das wäre ja also das wäre schon ein Skandal.
Nee, ich glaube, es war wirklich dieses, ja, wir wissen nicht, wie wir's,
anstellen und wir wollen sie halt wirklich nur für diese Barrierefreiheitstesterei haben und deswegen halten wir sie klein.

[16:26] Aber wahrscheinlich hättest du ja die Antwort auf diese Frage gehabt, wie man das mit dir denn machen könnte, weil du weißt ja, die hätte ich,
hätte ich gehabt, zu zumal ich, wenn ich den Code gehabt hätte zu den Sachen, die ich testen sollte, bestimmt auch zielführendere Antworten hätte geben können in den Testberichten. Ja, genau. Ähm das wurde aber, ja,
ignoriert.
Na ja, aber lang, lang ist's her, jetzt hast du ja eine Firma, wo du wesentlich glücklicher bist. Ähm ja, also wir haben in diesem Podcast auch viele ähm Zuhörerinnen und Zuhörer, die,
nichts mit Programmieren zu tun haben. Ähm und programmieren ist ja ein sehr, sehr weites Feld. Kannst du so ein bisschen beschreiben, was genau du machst in deinem Alltag als Programmiererin.
In deinem neuen Unternehmen.

[17:13] Also überwiegend ähm sind das tatsächlich immer noch diese Anwendertests, aber es wird immer mehr, dass ich im Frontend ähm.
Äh HTML und äh ja jetzt lerne ich gerade ähm.
Also cool. Framework und ähm will auch noch lernen, damit ich da dann auch auf Projekte eingesetzt werden kann, die das verwenden.
Mhm. Und äh ist dann auch ganz häufig so, dass ich dann eben Giro-Tickets erstelle für Bax, die ich finde.
Oh, das musst du, glaube ich, kurz erklären. Also, äh ist ein System, in dem man ähm.

[17:57] Also Tickets äh einschreiben kann, ähm wenn man Fehler findet, da schreibt man dann eben rein, was habe ich gemacht.
Wo ist der Fehler aufgetreten? Ähm welchen Browser habe ich benutzt? Also welches System ist es praktisch wie wenn ihr jetzt einen Support anschreibt und sagt, hier das und das funktioniert nicht.
Die fragen dann ja auch, was genau hast du denn gemacht? Und dann sagst du ja, ich habe das. Haben sie das Gerät außen angeschaltet? Ja, diese Frage muss ich zum Glück nicht stellen, weil ich keine Endanwender an der Strippe habe.
Ähm und da wird dann halt eben ähm ja das wird dann,
getrackt, also da das steht dann da drin, da können dann die Entwickler reinschreiben, äh was sie gemacht haben, um es um es zu lösen. Und dann wird dann nochmal getestet, ob's gelöst ist und äh dem, wenn's dann fertig ist, wird dem halt einen Status closed gegeben oder halt eben,
je nachdem. Ciao Kakao. Ciao Kakao. Fertig aus und nächster Fehler.

[18:58] Kannst du sagen, was du am Programmieren liebst? Was sind so die schönsten Momente für dich als Programmiererin? Die Endresultate?

[19:07] Wenn ich merke, etwas, was ich da gebastelt habe, funktioniert.
Also auf dem Bildschirm ist was zu sehen und der Computer brennt nicht. Ja, der Computer brennt nicht und ich habe vielleicht auch ein Aha-Erlebnis gehabt und weiß wieder ein bisschen mehr.

[19:22] Und bin nicht an dem Problem verzweifelt passiert dir das oft, dass du kurz vorm Verzweifeln bist? Teilweise ja.
Dann also das ist in der Ausbildung leider sehr häufig passiert und ich habe nach wie vor wenn ich irgendwo länger nicht weiterkomme.

[19:41] Denke mir dann immer, scheiße, ich weiß ja, ich kann immer jederzeit die Kollegen fragen, aber wenn ich das tue, denke ich vielleicht, oh Gott, die Frage ist bestimmt total blöd, was natürlich Blödsinn ist, aber ja, man denkt das dann immer so, gerade wenn man so,
anfängermäßig noch ist, wie ich, dann denkt man, oh Gott, wenn ich diese Frage jetzt stelle, weil ich habe leider auch sehr viele ITler ähm vor meiner.
Jetzigen Zeit kennengelernt. Es klingt jetzt ein bisschen blöd. Ähm die sozial nicht grade, die.
Waren. Also da wo dann wirklich so Sprüche kamen. Ja. Wenn man was gefragt hat, äh wegen Windows, sage ich jetzt mal zum Beispiel,
dann halt eben kam, ja benutze Linox, dann hast du das Problem nicht mehr. Ja, danke, danke für nichts. Danke fürs Gespräch, genau. So nämlich nicht.
Hast du Strategien entwickelt, ähm wie du eben mit diesen, ich meine jetzt nicht diesen persönlich schwierigen Situation, sondern gerade,
Also wenn ich ein wenn ich ein Stück Code jetzt wirklich zur zur Verzweiflung bringst äh bringt. Wie gehst du dann damit um? Äh läufst du dann einmal um den Schreibtisch und trinkst einen Kaffee oder ähm was tust du dann?

[20:53] Ähm ja erstmal äh versuche ich das Problem zu ergoogeln.
Also wenn ich da irgendeine Fehlermeldung habe, die mir gar nichts sagt, dann versuche ich's zu googeln, wenn das nicht hilft.

[21:10] Ja, wird halt innerlich so ein bisschen, ah, Scheiße! Oh, nee, wird das ein bisschen Frust abgebaut und vielleicht.
Lenke ich mich dann noch ein bisschen ab, indem ich irgendwas anderes mache und das Problem erstmal liegen lasse.
Ja. Das hilft ja auch gerne. Und wenn das alles nichts hilft, ja, dann geht's zum Kollegen und hier, ich habe da was,
mag mich heute nicht.
Aber an sich bist du im im Programmieralltag eher, also arbeitest im Team oder bist du eher so eine Einzelkämpferin, die ein Problem zugeteilt bekommt und das löst. Teils, teils.
Also ich habe wesentlich lieber, wenn ich mit Leuten zusammenarbeiten kann, weil dann kriegt man halt Sachen mit von anderen und
kann da voneinander lernen und wenn man da alleine in seinem Kämmerlein hockt und da vor sich hin berühtet, dann bleibt man so in den eigenen ähm Dunstkreisen und äh
kriege das vielleicht auch gar nicht so hin, weiterzudenken. Mhm. Als es nötig, also wie es nötig wäre? Ja.

[22:17] Ich möchte jetzt mal noch einen Schritt weitergehen und ein bisschen weggehen von dem Thema Programmieren an sich und zu dem spezielleren Thema,
blind zu programmieren. Ähm ich habe mich vor dem Gespräch mit einem sehr guten Freund unterhalten, der Programmierer ist und der fand das wirklich sofort wahnsinnig faszinierend ähm,
dass es überhaupt geht
und ähm ich glaube, man kann sich das sehr, sehr schwierig vorstellen, bei Programmieren ja schon, was ist, was sehr visuell ist, wo du permanent mit Text zu tun hast, äh wo du die Ergebnisse sehen und kontrollieren musst, ähm
und er hat mich dann zum Beispiel gefragt, also ich sollte eine Frage und ganz liebe Grüße ausrichten, wie du es überhaupt machst, dass du dich durch den,
Code navigierst, ohne dass du den Überblick verlierst. Ja, das kommt auf den Code an.
Roman, mein Freund hat nämlich äh gesagt, er hat immer fünf Tabs, Code gleichzeitig offen und springt äh ständig hinterher. Und er meint, das ist ja dann wohl eine enorme Denkleistung sein muss, sich so die ganzen Kontexte zu merken, so wie du das jetzt wahrscheinlich machen musst,
Also genau das mache ich nämlich zum Beispiel nicht. Ich habe immer nur ein Tab offen mit Programmcode,
Ja. Außer ich muss mir gerade einen Überblick verschaffen über mehrere Sachen. Also wenn ich jetzt äh zum Beispiel äh bei Wordpress, wenn ich da jetzt weiß, okay, da ist ein.

[23:39] Was ich vielleicht anfassen muss und in diesem Team sind äh Sachen inkludiert, die ich mir auch nochmal einzeln angucken muss, um zu verstehen, was das eigentlich tut,
Dann? Ja. Ja, mache ich mehrere Tabs auf, äh gucke mir die Sachen aber nach und nach nacheinander an. Mhm. Ähm und,
erarbeite mir dann ein Gesamtbild, aber ich arbeite nie an mehreren Code Sachen gleichzeitig, weil da,
habe ich gemerkt, äh da komme ich durcheinander. Das hatte ich nämlich in diesem Online-Spiel tatsächlich mal gehabt. Da hatte ich dann,
Objekt offen und irgendwie noch ähm meinen NPC und habe dann irgendwie falschen Code, falsch kopiert und bin dann völlig durcheinander gekommen. Also Multitasking ist sowieso so was äh.
Was ich nicht empfehle, weil du machst irgendwie alles so halb und nicht so ganz, dann lieber auf eine Sache konzentrieren.

[24:34] Ist ja auch wohl eine der ganz großen Lügen der Psychologie. Also ich habe mal gehört, dass das äh nachgewiesen ist, dass es nicht funktioniert, von daher. Richtig. Ähm können wir da einen Haken dran machen? Ja. Ähm.
Wie kann man denn sich so dein Setup vorstellen? Also ähm Programmierer sitzen ja vor der sogenannten Entwicklungsumgebung, also vor dem Programm, in dem sie dann den Code schreiben,
Wie sieht das bei dir aus? Was hast du für eine Entwicklungsumgebung? Wie ist die eingestellt? Ähm was hast du für Helferleinen, die dir die dir äh dich ein bisschen unterstützen?
Also erstmal ganz grundsätzlich gesagt, habe ich äh eine Software auf dem System, damit ich überhaupt was mitbekomme, die mir den Bildschirminhalt vorliest.

[25:18] Ja, wie heißt die? Die ähm je nachdem, wo ich gerade bin, privat heißt sie, NWDA, die ist auch äh kostenlos, kann man sich runterladen
ähm würde ich allerdings äh wenn ihr das mal ausprobieren wollt, könnt ihr gerne tun, aber ich warne euch vor, die die Stimmen, die da drin sind, liegen einfach nur grauenhaft. Ähm noch, zweitausendeinundzwanzig. Ja.
Richtig. Weil ähm die E-Speak, das ist eine Open-Source ähm eine Open-Source-Tax-to-Speech und die.
Die klingt halt einfach entsprechend, also es gibt leider keine ähm,
gut, deswegen habe ich mir extra Stimmen installiert, die das Ganze angenehmer klingen lassen. Ähm auf der Arbeit benutze ich Jos, also JAWWS.

[26:07] Dass ähm ja.
Ähm sehr schön ähm und hat also ich finde,
hat halt auch eine synthetische Text-to-Speech, aber die ist ein bisschen, also finde ich ein bisschen angenehmer. Da streiten sich auch die Geister. Die einen sagen, die Eloquence ist besser, die anderen sagen, die
Ist besser, also das ist äh ja, Geschmacksfrage, was es aber auch gibt, äh Windows hat äh den sogenannten äh an Bord.
Auf Deutsch heißt das einfach nur Sprachausgabe dehnen. Schaltet man ein und aus mit Steuerung Windows der Enter. Okay. Ähm der. Schockiert. Hat ähm Stimmen an Bord, die,
man fällt mir gerade ein, auch für NWDA benutzen kann tatsächlich. Von daher, damit kann man sich das Leben ein bisschen angenehmer gestalten, wenn man Screen wieder Tests durchführen will.

[27:01] Was ich jedem empfehle der seine Anwendung auf Screen wieder tauglichkeit testen möchte. Ja. Einfach mal erster Schritt,
einfach mal Maus beiseite lassen und komplett mit der Tastatur bedienen, kann ich das mit meiner Anwendung ist schon viel geschafft.
Ja. Zweiter Schritt halt wirklich, screen wieder an und ähm man wird ein bisschen erschlagen von,
dem, was er so erzählt, weil er ist einfach alles vorgelesen wird, ist ja klar, ich brauche ja alle Informationen, aber das kann man sich einstellen.
Ehrlich gesagt, ich habe mit Screenreadern eigentlich nur deshalb Erfahrung, weil ich mir gern meine Hausarbeiten am Ende, wenn ich sie kontrolliere, nochmal vorlesen lasse. Ähm ansonsten habe ich nicht viele Berührungspunkte mit Screenreadern gehabt,
die lesen dann sozusagen.
Lesen die alles vor, was da geschält wird oder lesen die dann auch vor irgendwie was gerade unter deinem Mauszeiger ist. Insofern ist auslesbar ist, ähm lesen Sie's vor, also jetzt zum Beispiel, wenn ich jetzt grade.
Fokus auf einem Link bin, dann sagt er mir halt, was das für ein Link ist, wenn er wenn dieser Link ein entsprechenden.
Entsprechend denn Text hat.

[28:19] Es gibt noch welche die können auch mit vorlesen zu lassen aber das hab ich noch nicht rausgefunden.

[28:27] Und angenehm so einen Link hat jetzt so ein Text nicht, dann liest er dir da eine achtzig stellige URL vor oder? Entweder oder einfach nur Link.

[28:38] Oh je, okay. Dann können können wir das schon mal notieren, dass wir alle unseren links ordentlich benennen müssen.
Dieser dieser Alttext oder? Nee, der kann tun, damit das stimmt. Also kleine Korrektur hier dran, das Alt-Attribut äh ist Teil des Image-Tags,
So. Ähm der Image-Tag ist schlicht und ergreifend ein Bild.
Für alle die. Ja. Mit HTML nichts am Hut haben. Und ähm das Alt-Attribut ist dann die Bildbeschreibung. Also ein Tag hat immer Attribute. Ist alles, was in einem Text drinsteht.
Genau, also das ähm.
Was man um ein Feld herum oder zu einem Eingabefeld äh dazu äh schreiben kann, um es miteinander zu verknüpfen, ist äh.
Ein Tag und wenn das irgendwie ein ja der Teitel ist dann das Attribut davon,
Ich hoffe, ich habe jetzt keinen Blödsinn erzählt. Für mich klang's plausibel. Ja, mal gucken, wenn jetzt, wenn dann irgendwelche Webdefs, äh ihr könnt mich gerne ähm korrigieren, wenn ich falsch liege,
genau.

[29:58] Würdest du sagen, du schreibst anders Coach, einfach über diesen Umstand, dass du blind deinen Code schreibst? Kriegst du da,
Feedback zum Beispiel von deinen Kollegen, die sagen, dass es interessant ist, dass du bestimmte Sachen,
auf diese Art und Weise gelöst hast, die man vielleicht anders lösen würde? Ähm, nein, worauf ich halt einfach wirklich achte, sind.
Ich versuch's zumindest, sind die Eindrückungen.
Ja. Von vielen Sehenden gesagt wurde, dass das wichtig ist, dass der Code richtig eingerückt ist, dass man da die Übersicht behält.
Ah, du schreibst kein Pfeifen offensichtlich. Doch, ich ich habe auch mal äh letztes Jahr, da musste ich für eine Coding-Challenge äh für eine Bewerbung äh Preis und Schreiben tatsächlich oder ja. Habe mich da für Peißen entschieden. Ähm.

[30:45] Also da rückt man ja einfach mit äh.
Zeichen ein. Also da gibt's schon Eindrückungen. Es sind halt keine ja. Tabs oder Leerzeichen, wie man das normalerweise macht.
Und du würdest sozusagen intuitiv erstmal ohne einen Rücken arbeiten, wenn du deinen Code schreibst, wenn's nicht notwendig wäre?
Auch nicht wirklich hab ich dann festgestellt ich dachte zuerst ach Eindrückungen sind für mich jetzt nicht so wichtig aber es ist halt es gibt nämlich noch 'ne schöne Hardware zu der
zu dem Screen wieder dazu, die man haben kann. Das ist eine eine sogenannte Brallzeile, die zeigt mir das, was auf was die Sprachausgabe ausgibt, nochmal,
in Blindenschrift an. Das ist Zeilen. Haptisch. Richtig happy. Krass. Und da habe ich natürlich einen Vorteil,
weil dann brauche ich mir nicht jedes einzelne Zeichen ansagen zu lassen, was was es gibt Programmierer, die arbeiten so ich weiß nicht wie man dafür veranlagt sein muss,
Aber äh ich nutze die, ich nutze ja beides und dann gucke ich auf der Zeile immer nach, habe ich da so richtig eingerückt.

[31:52] Das hilft mir dann auch, die Übersicht zu behalten. Also es ist doch tatsächlich auch und ähm also bei HTML, ich schreibe grundsätzlich semantisch korrektes HTML, weil sonst wird's einfach,
sonst ist es nicht barrierefrei.
Gibt's da auch äh Grenzen, an die du stößt, also beispielsweise wenn du jetzt fremden Code äh weiter bearbeiten oder verbessern oder korrigieren musst, gibt's da Probleme, die da auftreten, dadurch, dass du den Code nicht optisch vor dir hast.
Das fängt schon damit an sich 'ne Übersicht zu verschaffen, wobei ich das eher meiner Juniorigkeit zuschreiben würde, weil ich hab dann ganz oft.
Ich hatte dann bei einem Projekt.

[32:34] Ein kleines Onboarding in das oh langsam. Ja ich ich schon wieder. Ich wüsste jetzt aber nicht wie man einen Repository erklärt.

[32:49] Vielleicht eine eine Ablage für den für den Stand der aktuellen Arbeit oder so?
Ja, das könnte also eine Ablage für den ja, das Frontend ist halt eben das, was man auf dem Bildschirm sieht. So. Genau. Und ähm dafür habe ich Zugriff bekommen,
das war so, also das fand ich richtig beeindruckend, dass ich da, weil auf der alten Arbeit hatte ich's ja immer, dass ich da gesagt bekommen habe, nee, ist nicht.
Und da habe ich dann innerhalb einer Stunde Zugriff bekommen und habe dann auch noch gesagt bekommen, ja und du kriegst dann nächste Woche noch ein Onboarding, also eine kleine Einführung,
damit du weißt, was wo liegt und das fand ich so dermaßen cool.

[33:30] Da habe ich's gemerkt. Svenja, du bist richtig da, wo du bist.
Ja, vor allem die die wird ja offensichtlich auch was zugetraut, also. Ja. Das klingt ja sehr schön. Ich habe auch schon das Feedback bekommen, dass ich mehr mache, als äh mein, also als Mann für bei meinem Level erwarten würde.
Ja, okay. Jetzt hat man ja so eine gewisse Vorstellung von IT-Unternehmen, also die sind irgendwie modern, die sind zukunftsgewandt, die sind immer vorne mit dabei, wenn es um Innovation geht,
Würdest du sagen, das trifft auch für das Thema Inklusion in der IT zu? Also,
Ist denn der Stand bei IT-Unternehmen, was Inklusion angeht? Also da muss ich leider sagen, nein. Es ist ähm,
Weil ich mir wirklich häufig so Sätze auch grade als ich noch arbeitslos war und auf Jobsuche war, anhören musste, wie, oh, ich bewundere das total, dass du blind programmieren kannst.
Oder halt eben, ja, wir wissen noch gar nicht, wie das funktionieren soll. Äh wir würden dich jetzt mal ein, zwei Tage Probearbeiten lassen, wozu es dann nicht kam. Da fängt's dann schon an. Also, dass die Leute überhaupt nicht.
Wissen, dass es solche Möglichkeiten überhaupt gibt.

[34:51] Dass ich äh eben blind sehr wohl in der Lage bin, einen Computer zu bedienen und auf einer stinknormalen Tastatur zu schreiben.

[35:01] Das fehlt bei den meisten schon.
Also, weil man ja nichts damit zu tun hat, als äh wenn man sich nicht äh speziell damit beschäftigt, was ich sehr schade finde.

[35:13] Und dann kommen halt so Sachen zustande, dass man sich's eben nicht zutraut, eine Behinderte einzustellen,
Das hatte ich zum Glück nur ein, zwei Mal. Mehr öfter hatte ich halt wirklich dieses Jahr, wir äh können dich nicht nehmen, weil du zu wenig Erfahrung hast,
Aber ich äh traue auch durchaus der ein oder anderen Firma zu, ähm das nur vorgeschoben zu haben und äh wirklich dieses Behinderungsding
was sie natürlich nicht sagen dürfen, weil Antidiskriminierungs also allgemein das Gleichbehandlungsgesetz.
Ähm da hätt's dann unter Umständen eine Klage gegeben. Jetzt nicht vielleicht von mir, aber die Leute müssen sich ja auf sowas einstellen und deswegen.
Sagt man es dann nicht und äh schiebt dann vielleicht was vor,
Das klingt auch so ein bisschen also vielleicht kleiner Exkurs, ich bin ausgebildeter Lehrer und in der Schule oder auch im Lehramtsstudium ist es ganz extrem so, dass sozusagen die,
die Theorie und die Wirklichkeit sehr weit auseinandergehen. Also Inklusion ist über das gesamte Studium hinweg immer ein Thema und immer wichtig, ähm aber an den Schulen kommt das nur ganz bedingt an. Ähm,
hast du das Gefühl, dass Außendarstellung und Realität auch in IT-Unternehmen da sehr weit auseinandergehen? Häufig ja.

[36:36] Muss ich leider sagen, also es wird dann immer ähm,
Wird dann sehr häufig irgendwie gesagt, ja, wir sind so inklusiv und hier und da und trallala und die Diverse und was weiß ich. Und wenn man dann unter hinter die Fassade guckt, dann merkt man, oh, nee, sind sie nicht.
Hätten sie wohl gern. Hast du dafür eine Erklärung, also.
Findest du es zum Beispiel plausibel, dass es vielleicht einfach ein Aufmerksamkeitsproblem ist, weil weil das Thema blind sein, gesellschaftlich einfach ja, im wahrsten Sinne des Wortes nicht gesehen wird?

[37:13] Das würde ich noch nicht mal aufs Thema blind sein reduzieren, das würde ich allgemein auf Behinderung, weil da damit doch noch sehr oft assoziiert wird.
Hilflos oder irgendwie kann nichts oder wird nichts zugetraut, also ich kriege das tatsächlich bei anderen Behinderungen wesentlich nochmal wesentlich häufiger mit.

[37:35] Gerade wenn's äh um körperliche Einschränkungen mit äh Rollstuhl und äh Hörbehinderung und so was geht, kriege ich das noch deutlich
mehr mit, wenn die Leute dann auch wirklich noch mehr auf Hilfsmittel angewiesen sind im Alltag. Ähm,
dass es da deutlich mehr äh noch Aufklärungsbedarf gibt als äh beim Thema blind sein, weil da ist es ja schnell, ich meine, wenn ich jetzt,
ich vollblind bin, also komplett, also wirklich gar nichts mehr sehe, dann ist es schnell erklärt, was ich brauche, aber wenn jetzt, es fängt schon an, wenn jetzt jemand eine Sehbehinderung hat, also sieht noch was, aber
keine hundert Prozent mehr, da gibt's so viele verschiedene Arten. Allein das schon ist äh.
Ja, das schwierig, weil halt wirklich jeder das anders,
hat. Was sind denn so die Steine, die dir in den Weg gelegt werden, die man vielleicht als nicht blinde Person gar nicht erkennt?
Sehr häufig hab ich unbeschriftete Bilder.

[38:38] Ja, mache ich jetzt übrigens immer, seit ich die auf Twitter folge? Sehr schön, sehr vorbildlich. Ähm und so auch allgemein.
Ist den Leuten einfach nicht bewusst, dass sie, wenn sie in ihr, ihre Software ähm oder halt auch Webseiten,
dann halt häufig, ja, mit der Maus funktioniert's wunderbar.
Aber es wurde nicht mit Tastatur getestet und das ist auch äh ja, es wird irgendwie zusammengekleppelt mit einem Framework, aber ob es dann semantisch korrekt und äh,
ob das valides HTML ist, vielleicht sogar noch ähm der bessere Ausdruck dafür wäre. Das wird dann gar nicht mehr überprüft. Und vielleicht über das Thema Programmieren hinaus gibt's Alltag Dinge, die,
für dich wahrscheinlich komplizierter sind, die man als nicht dünne Person vielleicht gar nicht auf dem Schirm hat. Allgemein ist es für mich sehr anstrengend, unterwegs zu sein alleine,
ähm weil's halt. Ja. Einen höheren Konzentrationsbedarf hat.

[39:40] Und äh gerade weil ich so eine schlechte Orientierung habe, das nicht an der Blindheit liegt, es gibt tatsächlich auch Sehnde, die eine wahnsinnig schlechte Orientierung haben, nur ich muss mich ja, da kenne ich jemanden. Ähm spreche ich mit dem gerade?
Nee, aber mit meiner Verlobten. Oh, okay. Genau. Ja und ähm das sind dann einfach Dinge, also.
Es ist halt auch sehr häufig ähm,
Wenn ich dann am Bahnhof bin und müsste jetzt irgendwie einen Zukriegen äh relativ häufig, vielleicht kommt gar keine Ansage oder es kommt viel zu späte Ansage.
Dass der Zug jetzt irgendwie verspätet ist oder auf einen anderen Gleis abfährt, da muss ich dann irgendwie gucken, dass ich.
Finde, der mich da noch aufs Gleis bringt, weil ich da äh das alleine gar nicht hinkriegen will, weil ich ja gar nicht weiß, wo ist denn das Gleis, was ich jetzt brauche überhaupt.
Ja, es mag Blinde geben, wie das wunderbar hinkriegen. Ich bewundere diese Leute auch, die da, die es wirklich schaffen, alleine unterwegs zu sein und sich da wirklich nicht nur durch Fragen, sondern auch da irgendwie es tatsächlich hinkriegen mit,
irgendwie mit dem iPhone oder oder sonst irgendwie. Ich ich weiß es nicht. Ähm,
ist mir teilweise ein Rätsel, wie die das, wie die das machen. Weil für mich ist das einfach anstrengend.

[41:03] Das wäre wesentlich einfacher, wenn ähm.

[41:07] Ja, wenn viel mehr drauf geachtet werden würde, dass die dass die Bahnhöfe und die Züge.
Auch wirklich barrierefrei wäre und nicht nur ja es wird halt irgendwie zweitausenddreißig mal irgendwann soll mal da mal alle Bahnhofe barrierefrei sein, aber dass man dann ähm auch nicht,
nicht barrierefrei in den Zug kommt, ähm wenn man im Rollstuhl sitzt oder sonstige äh Behinderungen hat, die es einen dann halt eben,
schwer machen, größere Abstände oder Treppen oder oder sonst irgendwas zu überwinden. Ja. Das ist dann, das hat dann schon nichts mehr mit der Blindheit zu tun. Ich hatte das nämlich tatsächlich einmal, dass ich mich,
übelst beeilen musste in Gießen und äh bin dann mit einem Kollegen zusammen, zum Glück äh ausgestiegen.
Und bin dann mit einem Schuh in der Stufe zwischen äh Bahnsteigkante und Zug hängen geblieben, weil.
Nicht so richtig einschätzen konnte. Und also das,
Es kann ja jedem passieren und äh aber es passiert. Genau, Pech und dann kam noch Unglück dazu. Ja. Genau und dann mussten wir zum Glück nur aufs Gleis gegenüber, aber es gab halt auch schon.
Sachen, wo ich dann den Anschluss verpasst habe, weil's dann auch.
Ja, es gab dann auch keinen, der in die in die Richtung vielleicht gemusst hätte und äh gesagt hätte, hier komm, ich nehme dich das Stück eben mit.

[42:35] Weil die Leute ja so in ihrem ähm Trott drin sind, äh dass auf gar keinen, es ist ja auch noch nicht mal böse gemeint, das weiß ich auch,
aber es ist einfach schade, wenn ich weiß, okay, die rennen jetzt alle da zur Rolltreppe und ich weiß, äh ich muss mich halt noch orientieren und kriege dann meine U-Bahn nicht oder mein Zug oder was auch immer. Ähm,
Das ist dann schon, also allgemein mehr aufeinander achten, das wäre schon wirklich schön.

[43:04] Ich bin ja jetzt so ein bisschen
in meiner Leipzig Bubble und ähm da habe ich den Eindruck, dass extrem viel passiert, also gerade wenn's darum geht, jetzt äh zum Beispiel eben Bahnhöfe, Behindertenrecht gerecht zu gestalten oder gerade auch, wenn ich mich an der Uni bewege, da sind da sehr, sehr viele, sehr viele Hilfestellungen
wie wie schätzt du das denn ein passiert.
In letzter Zeit genug in diese Richtung, dass es behinderten Menschen einfacher gemacht wird? Oder hast du das Gefühl da, dass da nicht das nötige Tempo da ist? Es könnte noch mehr gehen, also ich denke, das sagen viele.
Ich lese das auch immer wieder auf Twitter, weil ich ja auch dann in in diesen Bubbles mehr oder weniger unterwegs bin, weil ich ja auch viele auch Rollstuhlfahrer und eben auch andere, behinderte,
mit dem ich so kein, sonst keine Berührungspunkte hätte, da halt eben auch drin habe, um eben auch meinen Horizont zu erweitern. Und nicht irgendwie in meiner blinden Bubble kleben zu bleiben, das äh ja, fand ich schon immer doof.

[44:06] Und ähm.
Habe dann halt eben dadurch auch kriege dann mit, was die so für Probleme haben. Denke mir dann auch, wir sind im Jahre zweitausendeinundzwanzig und ich habe das Gefühl teilweise werden da Rückschritte gemacht.
Und das finde ich so schade, weil es es könnte anders sein.
Ich bin jetzt wirklich heilfroh, dass ich in einem Umfeld gelandet bin, in dem es auch wirklich in dem,
Worten Taten folgen. Ich kann es nicht anders sagen. Es ist wirklich wunderschön. Es dauert dann vielleicht ein paar Monate, weil die Mühlen malen halt in so einer großen Firma langsam,
Ist völlig klar, aber es bewegt sich was.

[44:46] Was sind das für Dinge, wo du Rückschritte beobachtest hast, wo du sagen würdest, ey Leute, da waren wir doch irgendwie schon mal weiter. Ja, gerade was dieses ähm.

[44:57] Das jetzt äh dieses äh äh intensiv äh Pflegegesetz da vom Herrn Spahn da verabschiedet worden ist, dass halt eben die ähm Beatmungspflichtigen,
Patienten nicht mehr äh zu Hause gepflegt werden sollen, sondern alle irgendwie in in äh ich sage mal böse Kümmerknechte abgeschoben werden sollen, weil's irgendwie günstiger sein soll.
Oder was auch immer oder ja das ist eine Sache die ich überhaupt nicht nachvollziehen kann, weil.
Zu Hause fühlt man sich doch eigentlich am wohlsten. Ja. Und ähm.
Ja, also auch bei bei Krankenkassen, was da so an, an Hilfsmitteln und äh sowas übernommen wird oder halt eben, wie, wie sehr man kämpfen muss, gerade als.
Mehrfachbehinderter, um irgendetwas vom Amt oder von den Krankenkassen zu bekommen.

[45:54] Ich habe so den Eindruck, das war auch schon mal besser.

[45:57] Äußerst dich ja sehr, sehr viel auf Twitter und auch manchmal politisch. Ich mache jetzt natürlich ein Disclaimer, dass äh dass wir hier keine Wahlempfehlung oder sowas aussprechen nein. Aber ähm was mich tatsächlich sehr interessieren würde.
Gibt es Parteien, wo du sagen würdest, die haben ernsthafte.

[46:18] Ja, ernsthafte Inklusionsbemühungen und wo du sagen würdest, wenn einem das Thema Inklusion sehr wichtig ist, dann äh ist die Stimme dort vielleicht nicht ganz verloren? Äh das war eine ganz Zeit lang mal die Linke.

[46:32] Ja. Aber die ich weiß echt nicht, was ich wählen soll dieses Jahr. Weil die in sich so zerstritten sind.

[46:43] Ich weiß, da finde ich gar keine Worte für. Ich finde das so schade. Äh weil das mal wirklich eine Partei war, wo ich gedacht habe, ja, das ist so.
Ja, da da kann ich ganz gut mit. Und ja, also dieses Jahr fällt's mir wirklich schwer. Ich weiß überhaupt nicht, äh was ich wählen soll.
Also von der Außendarstellung geben sich die Grünen ja als die große Inklusionspartei ähm,
aber das könntest du sozusagen so nicht unterschreiben. Das weiß ich gar nicht so genau, weil ich mich dann doch zu wenig beschäftigt habe.

[47:18] Ähm aber ja, vielleicht vielleicht werden's bei mir dieses Jahr die Grünen, ich weiß es noch nicht.

[47:29] Wir verraten's auch nicht. Ja. Wie wie deine Einstellung dazu ist. Ähm.
Wenn der Podcast dann vorbei ist und ich und auch die Zuhörerinnen und Zuhörer dann wieder in den Alltag reingehen, was können wir denn machen, um dir weniger Stein in den Weg zu legen?
Oder generell blinden Person weniger Steine im Weg zu legen,
Ja, also ein paar Sachen habe ich ja vorhin schon angedeutet. Genau, die Bildunterschrift. Die Bildunterbildbeschreibung, eine Bildunterschrift ist es ja nicht. Ah ja. Die Unterschrift ist ja immer ein extra Ding. Ähm allgemein wirklich darauf achten, wenn ihr.
Software-Webseiten, also irgendwas im Internet, also macht dass die Sachen ordentlich gelabelt sind.
Mhm. Ähm ich kann da gern auch nochmal ein paar Links rüberwerfen. Ähm.

[48:23] Also da gibt's ja schon sehr viel und wirklich allgemein drauf achten, wenn's irgendwie ähm wenn wenn ihr unsicher seid, was ihr machen könnt, einfach.
In dem Zusammenhang wirklich fragen, dann halt ja, weiß ich nicht, ähm,
dann teste ich auch gern mal was oder oder andere sind dann bestimmt auch bereit, da,
gerne Tipps zu geben, weil so pauschal kann ich das jetzt sonst so gar nicht sagen, weil's halt einfach so viel verschiedene Bereiche sind, die ich jetzt gar nicht alle aufm Schirm haben kann.
Und was wirklich nach wie vor sehr,
fürchterlich ist und ich weiß, da gibt's immer noch keine vernünftige Alternative, sind Captures.

[49:11] Ähm ah okay, also ich bin kein Roboterabfragen. Ja, die die kriegt man dann an und trotzdem äh kommt dann,
wählen Sie aus den Bildern alles aus wo Häuser drauf sind oder hier Buchstaben Zahlenkombination aus dem Bild herauslesen ohne Audiocape, also ohne Audio Alternative.
Oder die Oliver Alternative funktioniert einfach nicht. Also das ist ja in allen eheren, aber da hätte man sich bis heute mal ein bisschen was.
Einfallen lassen können. Also selbst der Erfinder ähm der kam ja glaube ich irgendwie von Yahoo oder so. Äh ich glaube selbst der verflucht die Dinger mittlerweile. Ich meine, ich habe sowas mal gelesen. Ich glaube's ihm aufs Wort.
Ähm ich bin mir sicher, dass es für viele, die das, die das jetzt gehört haben, auch,
sehr, sehr inspirierend, war irgendwie deinen Weg kennenzulernen. Würdest du so rückblickend sagen, dass es eine vernünftige Entscheidung war, als blinde Person programmieren, zu lernen und genau diesen Weg zu gehen?
Ich würd's wieder tun, definitiv. Ich würd's vielleicht.
Während der Schulzeit hätte ich's vielleicht mehr noch fokussieren sollen, aber ansonsten.
Jederzeit wieder. Okay, dann glaube ich, wir finden kein schöneres äh Schlusswort. Ähm vielen Dank für das Gespräch. Ja, sehr gerne.